Das Pinguin-Interview

Nachdem wir die Pinguin-Medien-Metapher (nach Jöran Muuß Merholz) über Internet, soziale und digitale Medien gehört hatten, beschlossen wir - empört von der schnöden Vereinnahmung dieser indigenen Gruppe der Antarktis- diese selbst, respektive einen ihrer herausragenden Vertreter, den ehrenwerten Kaiserpinguin Wilhelm Zwo, zu seiner Einschätzung des Machwerks zu befragen. Mir, eurem investigativen Bruno Zwie, wurde die Ehre zuteil Pinguin Wilhelm Zwo in seiner Residenz aufzuwarten und zu interviewen.

 

„Meine Durchlaucht Pinguin Wilhelm Zwo, erst einmal will ich mich für die Möglichkeit bedanken, mit Ihnen im Namen des Volkes der User ins Gespräch zu kommen. Darf ich mit der Frage beginnen, was Sie dazu bewogen hat, unser Gesprächsersuchen anzunehmen?“

„Ja nun sicher, mein bibbernder Freund. Also, wir, Sie und ich, gehören nicht anerkannten Völkern an, indigenen dazu. Als solche müssen wir uns behaupten und uns in unserem Kampf beistehen!“

„Vielen Dank für die solidarischen Worte! Nun zu dem Film: Was kritisieren Sie grundsätzlich an der ihre Gemeinschaft und ihre Interessen vereinnahmenden Machwerk, das immerhin den Anlass unseres historischen Treffens abgeben durfte?“ 

„Ja nun, mein nichtschwimmender Freund, dieses Machwerk verschweigt zum ersten frech die Eigentumsverhältnisse insbesondere in Bezug auf das Meer. Nun ist es ja eine unbestreitbare Tatsache, dass das Meer den Pinguinen, insbesondere uns Kaiserpinguinen gehört. Die Welt wäre in bester Ordnung, würde dies von niemandem infrage gestellt. Nun könnten wir ja die anderen Pinguine väterlich teilhaben lassen an unseren Gaben. Aber schon die vergaßen seinsvergessen die Heilige Ordnung!“

„Meine Durchlaucht, worauf, werden Unwissende hier fragen, gründet sich Ihr Besitzanspruch bezüglich des Meeres?“

„Nun ja, mein stelzbeiniger Freund, diese Frage müsste jedes vernunftbegabte Wesen empören. Die Antwort ist so simpel wie zwingend: Wir Kaiserpinguine nähren uns aus dem Meer durch unsere glorreiche Jagd auf den Fisch!“

„Einer dieser Unvernünftigen könnte nun einwenden, dass auch andere im Meer jagten.“

„Dies ginge nun, mein unbedachter Freund, über bloße Unvernunft hinaus, Bosheit ist es und Bosheit muss der Applaus für Diebe und Mörder genannt werden! Ich werde Sie, mein törichter Freund, umgehend wie umfassend bekoten lassen!“

„Mögen Sie nicht lieber einen Hering?“

„Argh“

„Ich bin untröstlich diese Frage berührt zu haben. Die Unwissenheit, ja Ahnungslosigkeit, die zu ihr führt, gründet in der Naturgegebenheit des Meeres …“

„Halt, mein dahergelaufener Freund, das Meer ist nicht naturgegeben. Vielmehr muss die Welt wissen, dass wir, die Kaiserpinguine, es eingerichtet haben. Damit kommen wir zum zweiten Defizit des Films. Er vergisst die Zwecke der Schöpfer. Nun sind wir Kaiserpinguine selbstlose, ja selbstaufopfernde Wesen, die das Meer nur eingerichtet haben, um das natürliche Gleichgewicht herzustellen. Hier heiligt der Zweck sich selbst!“

„Ich verstehe, das Meer hält Luft und Land im Gleichgewicht. Das ist allerdings ein hehres…“

„Das allerdings, mein hirnverbrannter Freund, ist doch offensichtlicher Blödsinn: Wozu soll denn ein ökologisches Gleichgewicht zu Luft oder zu Lande denn gut sein? Schauen Sie sich doch einmal um! Hier ist doch nichts als Eis und Wind, mein trotteliger Freund! Ich meine natürlich das Gleichgewicht des Meeres.“

„Aus dem Sie sich, meine Durchlaucht, nähren?“

„Ja eben!“

„Sie sind die Herren der Meere?“

„Nun ja, mein verzögerter Freund, Sie begreifen langsam. Ich kann nur hoffen, dass das Volk der User aus zweiter Hand versteht!“

„Warum, meine Durchlaucht, stehen Sie eigentlich erhöht?“

„Ich stehe nicht erhöht!“

„Sie stehen auf einem beachtlichen Eisblock.“

„Wenn eine natürliche Erhebung mir von Ihrer Seite, mein vorlauter Freund, den Vorwurf des Hochmuts einhandelt, müsste er jeden erhöht wohnenden Hinterwäldler ebenso treffen. Der Eisblock ist nichtig, ich aber ein stattlicher, ein Kaiserpinguin! Nun kann ich nicht umhin, Sie, mein unerhörter Freund, bekoten zu lassen!“

„Einen Hering?“

„Argh“

„Muss ich mir, Durchlaucht, das Bekoten wie die Unsitte der Tauben vorstellen?“

„Bekoten, bekoten mindestens oder gleich hacken lassen!“

„Heringe?“

„Argh, argh“

„Untröstlich über die kulturbedingten Missverständnissen, mit denen ich dieses Gespräch unbedacht belastete, erbitte ich die Gunst einer letzten Frage.“

„Nun, mein übelriechender Freund, um der Verständigung unserer Völker willen und auf das sich deines aus dem Staub erhöbe: Sie sei gewährt!“

„Nun, meine verehrte Durchlauchtigkeit, was würdet Ihr in eurer Weisheit uns ahnungslosen Kindern aus dem jungen Volk der User raten? Schenkt uns eine Maxime die unseren schwachen Geist leiten kann!“

„Nun ja, mein stiefelleckender Freund, haltet euch allezeit an diese meine weisen Worte:

Heiligt die Schöpfer, erwehrt euch der Diebe, der Mörder und - fresst die Fische!“

„Was aber, Durchlaucht, soll ich mit diebischen und mörderischen Schöpfern tun?“

„HACKT IHN , BEKOTET IHN, AUF IHN!“

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