Seit einigen Jahren begegnet mir immer mal wieder der Nimb (eingedeutscht für Nimby- das y mag ich nicht in meiner Sprache). Zunächst einmal in Artikeln über US-amerikanische Neologismen, aber
infolge der Lektüre sieht man den Nimb auch in diesem oder jenem Mitmenschen verkörpert. Die leicht auszusprechende Abkürzung bedeutet übrigens Not in my backyard. Nun verdient der Nimb durchaus
unterschiedliche moralische Bewertungen. Wehrt er den Bau einer Flüchtlingsunterkunft in seiner Nachbarschaft ab, stellt er seine kleinkarierten Bedürfnisse über notwendige Humanität. Die
Unterkunft kann ja schließlich woanders gebaut werden! Hoffentlich wohnt eben da kein ähnlich veranlagter Nimb. Nun könnte ein braver Mensch auch zum Nimb werden, um den Bau eines Kohlekraftwerks
in seiner Nachbarschaft abzuwehren. Wenn sein Nicht-bei-mir epidemisch wird, was seine Fähigkeit zur Solidarität voraussetzt, kann eine respektable politische Bewegung daraus erwachsen. Dies gilt
im Prinzip auch für das erste Beispiel, bloß kann man da über die Respektabilität streiten.
Vor ein paar Jahren hab ich einen Artikel über einen Bioreaktoren gelesen, der aus landwirtschaftlichen Abfällen Diesel unter Abgabe von Blumenerde generiert. Ich hab sofort einen Leserbrief
verfasst, mit dem Ziel einen solchen Reaktor zu Versuchszwecken hinter meine Gartenlaube bauen zu lassen. Leider wurde mein Antrag wegen fehlender Größe meines Kleingartens abgelehnt!
Nach häufiger Konfrontation mit textuellen und realen Nimbs bin ich auf die Idee gekommen, dass ich damals als ein Please-in-my-backyard handelte. In meiner Sprache klingt das wie ein Pimpf ohne
f. Nun können die auch wieder mehr oder weniger ehrenwerte Projekte verfolgen, diese Pimbs. Die Nimbs können im besten Falle eine Verunstaltung unserer Gemeinschaften und ihrer Landschaften durch
Herrschafts- und Verwertungsinteressen abwehren, was oft genug notwendig ist. Wenn wir damit gemeinschaftlich Erfolg haben, bleibt aber die Frage bestehen, was in unserem Hinterhof Gestalt
annehmen soll. Wir brauchen also den Pimb. Mehr noch jeder Nimb muss den Pimb schon in sich tragen. Wir müssen uns in vollem Lauf von einem wüsten Nimb in einen leidenschaftlichen, solidarischen
Pimb verwandeln können. Die Nimbs von morgen sind die Wächter der Pimbs von heute. Und diese begründeten das Wirken jener. Ich merk schon, dass sich eine ganze Dialektik dieser beiden Akteure
verfassen ließe. Vieles, was zwischen der Freiheit von und zu verhandelt wurde, würde darin personifiziert. Im Nachhinein scheint mir der Nimb des Pimbs - zeitweise notwendige - dunkle Seite zu
sein. Warum haben wir dann erst ihn definiert? Ich hoffe jedenfalls in Zukunft mehr Pimbs zu begegnen, vor allem solchen, die es mir erübrigen, mich in einen Nimb zu verwandeln!
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